Position: Magdeburger Erklärung zur Notwendigkeit von Kinderschutzkonzepten in der Chorszene

Türkises Bild von Delegierten mit dem Text: Position: Magdeburger Erklärung zur Notwendigkeit von Kinderschutzkonzepten in der Chorszene

Die Delegierten auf dem Deutschen Chorjugendtag haben am 8. September 2024 die „Magdeburger Erklärung zur Notwendigkeit von Kinderschutzkonzepten“ beschlossen:

Kinder- und Jugendchöre brauchen sichere Rahmenbedingungen für die Erfahrung musikalischer Selbstwirksamkeit und Potenzialentfaltung.

Vereine sind Settings, in denen sexualisierte Gewalt, physische Gewalt, psychische Gewalt und Peer-to-Peer Gewalt (Übergriffe und Gewalt unter Kindern und Jugendlichen) stattfinden können und stattfinden. „Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass bis zu einer Million Kinder und Jugendliche in Deutschland bereits sexualisierte Gewalt durch Erwachsene erfahren mussten und erfahren. Das sind rund ein bis zwei Kinder in jeder Schulklasse.“*

Betrachten wir die Anzahl der Kinder, die über Generationen hinweg in unseren Chorgemeinschaften und Vereinen aktiv sind, sowie die öffentlich gewordenen Fälle von Verurteilungen in der Chorszene, wissen wir, dass auch Kinder in unseren Strukturen von sexualisierter Gewalt, innerhalb, aber auch außerhalb des Vereinslebens, betroffen sind. In die Erhebungen der WHO nicht einbezogen ist die Anzahl an emotionalen Übergriffen, wie Einschüchterungen, Anschreien und Beschimpfungen, Drohungen, Demütigungen und Abwertungen und bewusstes Ignorieren, Ein- und Aussperren, absichtliches Lustigmachen, Missachtung oder Kontrolle der Privatsphäre, Verbreitung von Gerüchten, Belästigung und (emotionale) Erpressung. Doch auch diese Formen von Gewalt finden in unseren Strukturen unbeabsichtigt oder beabsichtigt statt und erzeugen eine Verschiebung der Machtverhältnisse, die potenzielle Täter:innen nutzen.

Trotz der freundschaftlichen Verhältnisse und traditionellen Strukturen in unseren Vereinen, können wir nicht davon ausgehen, dass sich alle aktiven Personen ihrer Verantwortung bewusst sind und Grenzüberschreitungen verhindern. Kinderschutzkonzepte wirken präventiv, sensibilisieren uns im Umgang mit-einander, fördern und beleben die Chorstrukturen.

Wir unterstützen Kinder- und Jugendchöre durch die Kinderschutzkonzept-erarbeitung dabei, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass sich junge Menschen sicher fühlen, grenzverletzendes Verhalten wahrnehmen und bestmöglich vor sexualisierter, physischer, psychischer und Peer-to-Peer-Gewalt geschützt sind.

Wir verpflichten uns, uns die Notwendigkeit von Kinderschutzkonzepten bewusst zu machen und bei jeglichen Veranstaltungen von Kinder- und Jugendchören oder Chorjugenden Kinderschutzkonzepte zu beachten. Damit Kinderschutzkonzepte nachhaltig gelebt werden können, müssen von der Politik personelle Ressourcen und finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden.

* Zahlen zu sexuellem Kindesmissbrauch in Deutschland: beauftragte-missbrauch.de

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